2020 war – formulieren wir es einmal höflich – ein „ungewöhnliches“ Jahr. Corona hat zwar einen Schock und eine massive Verunsicherung ausgelöst, allerdings (bisher) keine flächendeckende Immobilienkrise hervorgerufen. Teile der Immobilienwirtschaft, allen voran Logistik und Wohnimmobilien, haben sich sogar als Krisengewinner erwiesen. Trotzdem hat der Corona-Schock einiges dauerhaft verändert, siehe Umwälzungen im Einzelhandel, den Trend zu Homeoffice oder den Wunsch nach Wohnen im Grünen.
Selbst die Lockdowns haben die Stimmung – oder besser die Einschätzung – der Investoren bezüglich Investments in Immobilien nicht gedrückt. Laut dem „Investment Pulse 2020/21“ von Engel & Völkers Investment Consulting (EVIC) halten 88 Prozent der befragten Marktteilnehmer an ihrer Investmentstrategie für 2021 fest, 80 Prozent planen, weiter anzukaufen – ein Plus von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Wenn die Impfungen greifen und die Lage sich einigermaßen normalisiert, dann bleiben Immobilieninvestments auch 2021 alternativlos. Der Treiber dieser Entwicklung ist in erster Linie das Zinsniveau, und dieses dümpelt wohl vorerst weiter rund um die Nulllinie dahin.
Weiterhin sehe ich Wohnen als den Favoriten bei den Assetklassen an.
Wie ich schon in meinem Newsletter im Mai geschrieben habe, bin ich überzeugt, dass in den kommenden Jahren die Durchschnittswohnung für Durchschnittsbürger im Segment Wohnen der Gewinner sein wird. Ich bin sehr froh, dass wir in den letzten Jahren unablässig gepredigt haben, in Leipzig, Dresden, Magdeburg, Halle, Chemnitz und Co. zu investieren. Die Durchschnittsmiete in den meisten Zinshäusern, die wir in Deutschland entweder auf eigene Rechnung oder für unsere Klienten erworben haben – einstweilen übrigens jenseits der 300 Stück –, liegt irgendwo zwischen fünf und sieben Euro pro Quadratmeter und Monat. Bei Neuvermietungen kommt man an diesen Standorten selten über acht Euro hinaus. Die überwiegende Anzahl der Wohnungen in diesen Gebäuden hat zwei bis drei Zimmer und ist 50 bis 80 Quadratmeter groß. Wir sprechen hier also von (gehobenen) Durchschnittswohnungen für Otto Normalverbraucher.
Sollte die Pandemie noch länger als etwa ein halbes Jahr dauern, werden die Karten aber neu gemischt werden – Stichwörter sind Pleitewelle, Arbeitslosigkeit, Kaufkraftverlust. Auch in dieser Situation wird die Durchschnittswohnung gewinnen. Da Wohnen ein echtes Grundbedürfnis der Menschen ist, wird dem Staat wohl nichts anderes übrigbleiben, als ausfallsbedrohten Mietern mit Beihilfen (das geht in Deutschland aufgrund der überwiegenden Subjektförderung leichter als in Österreich) unter die Arme zu greifen. Denn gewohnt werden muss immer.